Glossar - K – Kulturelle Aneignung

K – Kulturelle Aneignung

Bei kultureller Aneignung, oder auch im Englischen Cultural Appropriation genannt, handelt es sich um die Übernahme oder auch den Verkauf von Instrumenten, Bildern und Symbolen, Ideen oder Artefakte einer Kultur, die nicht die eigene ist. Diese Kulturgüter können eine tiefgehende spirituelle, geschichtliche oder andere Bedeutung für die Personen dieser Kulturen haben.

Es wird kritisiert, dass sich dominante Kulturen, also die Mehrheitsgesellschaften an den Errungenschaften und kulturellen Objekten von marginalisierten Gruppen, d.h. Randgruppen bereichern und einen unreflektierter Umgang mit den eigenen Privilegien haben. Vielen Kulturen war es lange Zeit durch die dominanten Kulturen untersagt, ihre eigene Kultur zu leben. Mitglieder von dominanten Kulturen bedienen sich an diesen „verbotenen“ Kulturgütern und verwenden diese oftmals nicht in der „vorgesehenen“ Weise. Sich die „Schattenseiten“ der Kulturgüter nicht aneignen zu können, wollen oder müssen, stellt sich als problematisch dar.

In der Diskussion um Kulturelle Aneignung stellt sich häufig die Frage, ob es sich um eine unrechtmäßige Aneignung handelt oder ob die Errungenschaften andere Kulturen wertgeschätzt werden. Kulturelle Aneignung hat viel mit der Dynamik von Macht zu tun, der Kolonialgeschichte und der Bereicherung von Weißen gegenüber PoC oder indigener Bevölkerungen.

Einzelne Elemente von marginalisierten Kulturen und Gruppen werden von dominanteren Kulturen genutzt. Diese marginalisierten Gruppen wurden zuvor von den dominanteren Kulturen unterdrückt.

Kulturelle Aneignung kann auch als Ausbeutung bestimmter Symbole und Errungenschaften durch dominantere Kulturen bezeichnen. Zudem erfolgt diese Form von Ausbeutung sehr häufig ohne eine symbolische oder ökonomische Anerkennung der ursprünglichen Kultur. Dies geschieht besonders häufig mit Symbolen wie Frisuren oder Kleidungsstücken. Diese werden einfach übernommen, weil sie gerade modisch sind, dadurch erfahren sie eine Entwertung des kulturellen Inhalts.

Einfacher gesagt: Man nimmt sich etwas was einem nicht gehört, ohne zu fragen, von einer Gruppe, die man selbst unterdrückt und schöpft daraus seinen eigenen Nutzen und profitiert davon. So entsteht in den marginalisierten sowie in den dominanten Kulturen das Bild, die „beraubten“ Kulturen würden keinen relevanten Beitrag zu beispielsweise Wissenschaft, Politik, Gesellschaft beitragen oder beigetragen haben.

„Indianer“ ist eine Fremdbezeichnung, die von den Kolonialisten gegeben wurde und niemals als Selbstbezeichnung der indigenen Völker gewählt wurde. Die Bezeichnung steht für die versuchte Ausrottung der indigenen Volksgruppen durch Massenmord, Zwangsarbeit und Deportationen begleitet von Todesmärschen. Deshalb versucht man den diskriminierenden Begriff zu vermeiden und sagt stattdessen I-Wort. Die Unterdrückung und Diskriminierung der indigenen Bevölkerung sowie die Zerstörung und Enteignung ihres Lebensraums durch Weiße besteht bis heute. Die kulturelle Aneignung entsteht an der Stelle, an der Stereotype und Vorurteile zum Spaß an Fasching reproduziert werden und man sich an Symbolen, einem Kostüm etc. bereichert, ohne sich mit der Geschichte und der Kultur auseinander zu setzen.  

Es geht um den respektvollen Umgang, ernsthaftes Interesse und das Bewusstsein welche Bedeutung für andere Kulturen hinter bestimmten Symbolen, Instrumenten, Bildern etc. steckt, um die weitergeführten kolonialen Strukturen aufzulösen.